PSALM
80
[Geschichte
und Altes Testament.
Albrecht Alt zum 70. Gebnrtstag dargebraclit (iBeitrage zur hi~torisehen
TheoLogie 16), TCbingen 1958, S. 65—78]
Während
ire 19.Jafrrhnnilert die wissenscliaftliolie Erklärimg der Psa]men mit
besonderem Eifer der Frage nacli Verfasser und Entstehungszeit der emzelnen
Psalmen nachgegangen ist, hat sich dank der wegweisenden Arbeiten HERMANN
GU~KELS seit dem Anfang des 20.
Jahrhruiderts das Schwergewicht der Forschring auf die Feststellui~g des
literarischen Genus der Psalmen rind die Bestimmu.ng ilires ,,
Sitzes ire Leben” versclioben ~.
Da wenigstens die überwiegende Mehrlieit
der Psa]men sicher ire Kmltus beheimatet ist oder doch jedenfails Zn ibm in
engen Beziehringen steht, ist es verst~ndIich, dalI man sich mit dieser
allgemeinen Erkenntnis nicht begn~gen, sondern bei jedem Psalm genau
feststeilen wollte, mit weloher kultischen Handlung oder Feier er
zusaminengeliore rind welclie Roile er bei dieser gespielt habe. Was der
gegenw5rtigen Psalmertfbrschring das Geprage gibt rind sie -von der friilierer
Generationen unterscheidet, jet geradezu Ire Bemuhung rim Feststeilimg des
kultischen Orts der einzelnen Liecler. Nun hat die IBetraohtung der Psalmen von
gattungsgeschAehtlicherwa~e aus mnd ihre damit gegebene Hineinste]Jung in den
Bereioh des Kultus des Verständnis dieser Lieder oline Zweifel ungemein
vertiefU, rind sie wird daheir -von der Forschimg nieinals wieder aufgegeben
werden cliirfen. Das bedeutet indessen ruclit, dalI atif die Beliandltmg der
friilieren Forscher-Genexationen wichtigeren Fragen naeh Verfasser rind
Entstelitingszeit der Psalmen verzichtet werden kdnnte, da her keine neuen
Ergebnisse mehr zu erzielen wtren. Diese Fragestellrmg j behalt vielmehx nach
wie vor ibre grolle Bedeutring. Ja, gerade in ihrer Verbindung mit der
gattungsgeschichtliclien Betraclitung erweist sie sich ale besondere
ertragreioli, indem erst sie den sonst oft unsoharfen Feetsteilungen dieser
Forsohtmgsart Klarheit rind Bestimmtheit zu geben vermag. Das soil am Beispiel
des 80. Psalms etwas genaner dargelegt werden.
1
Von
den — flbrigens
wenigen rind rinerheblichen — textliclien
Sc]rwierigkeiten, die Psalm 80 enthitlt, brauclit her nur e’ine
ansdxücklich genannt zu
warden, nämlich die
verselientliche rind allgemein als solche anerkannte Vorwegnahme -von Vers 18b
ale Vers 16b, der daher ire folgenden imberiicksichtigU bleibt, während
hinsiclitlich der sonstigen tatsächlichen oder vermemtlichen Textfehler ad
die Kominentare -verwiesen werden darf. Anch die metrisclie Gliederung der
einzelnen Verse, wie sie die nachlier gegebene Pbersetzung des Psalms erkennen
ltIlt, bedarf keiner Reohtfertigung. Wohl aber mull llber semen strophisohen
Anfbau einiges gesagt werden. Pall die Verse 4, 8 rind 20 Kehirverse darsteilen,
liegt eriE der Hand, rind daB, wie der SchluB i]arer ersten Ilitlfte rind ihre
zweite Hälfte genau denselbenWortlaut aufweisen: nSniilcli ,,wende rinser
Gesehick rind lalI lenohten dein Antlitz rims zum Hell!”, so audi der Anfaug
liner ersten Hä]fte, also die Anrede an Gott überail gleichmaBig ,,Jahwe
Zebaoth” gelautet liaben wird, 1st llberaus walirscheinuich. Welter ist es
deutlich, dalI diese Kehrverse drei, je drei metrisclie Verse aufweisende
Stroplien (V. 2—3, V. 5—7, V. 17—19) abschlieilen. Per Zwlschen dem
SchlriB der zweiten (V. 5—8) rind Jem Anfang der diritten (V. 17—20) Strophe
liegende Komplex (V. 9—16) aber pallt —
so sclieimt es —nicht
ZU dci durcli des Vorhandensein dreier gleichm~A3ig gebauter Kelxrversstrophen
nahegelegten Annahme eines dementsprec]aenden Aufbaus des ganzen Gedichts. Penn
dieser Komplex jet doppelt so umfangreicli wie jene drei Stroplien, end die an
sich nalieliegende rind durch die Analogie -von Psalm 46, wo hinter V. 4 sicher
der Kekrvers -von V. 8 rind V. 12 ergtnzt werden mull, sclieunbar gar geforderte
Annahme, hinter V. 11 sei em V. 4, V.
S rind V. 20 entsprechender Vers ausgefallen, ist darum immoglicli, well die
Verse 9—121 offenbar eunen zusammenhangenden Gedankengang bieten, dcx die
Unterbrechtmg durcli einen Kehrvers nicht zulällt. Am SchluB des Komplexes V.
9—16 stehen freilich zwei Verse, V. 15—16, die den Kebrversen 4. 8. 20
wenigstens ähn]ich sind. Pa es sicli aber eben rn rim Alinlichkeit handelt,
lessen sicli diese Verse jedenfal]s nicht olrne weiteres den Versen 4. 8. 20 an
die Seite stellen. Bei näherem Zusehen erkennt man indes bald, daB die
Tatsaclie, die ad den ersten Buck der Annahme cues planrniilligen strophischen
Aufbans unseres Psalms ire Wege zn stelien scheirtt, der Urn-fang des den dci
Strophen V. 2—4, V. 5—8, V. 17—20 urn des Doppelte überragenden
Komplexes V. 9—16 rind die Verschiedenheit der diesen Komplex abscbliellenden
Verse 15—16 -von den Kehrversen 4. 8. 20, in Wahrlieit diese Annahme gerade
ale sixmvoll ersclieinen lällt rind notwendig maclit. Des Korpus des ]iomplexes
V. 9—16, V. 9—14 rind cciii Abschlnll V. 15—16, sind nämliclr beide genau
doppelt so lang wie des Korpus jeder der dxci Strophen V. 2—4, V. 8—12 rind
V. 17—20 rind wie der sie abschuiellende Kehrvers. Jenes mmfallt sechs Verse
statt drei rind dieser zwei statt eunes. Des kann keun Zufail cciii, 1st
vielme]ir nur ans bewullter Absicht er]därbar. Offenbar hat dcx Dicliter dem
Ilauptstuck seines Psalms, der Beschreibrmg des friihexen Glilckes Israels rind
seunex jetzigen Notlage (V. 9—14), dadurch besonderes Gewicht verleilien
wollen, dalI er liar eunen den die anderen Abscbnitte dci
Pichtung urn des Doppelte übexragenden
Umfang eungerdurnt rind dementspreeliend audi mit der sic abschliellenden
Bitte urn Hilfe niclit wie sonst einen, sondern ~wei Verse (V.
15—16) gefullt hat. DalI des eine Veritnderung
des sonst gebrauchten Kehrvers-Wortlautes mit sich bringen muflte, verstelit
sicli -von cellist. Inlialtlich aber stirnmen die Verse 15—16 ganz mit V. 4,
V. 8 mad V. 20 iibereun, rind liar Anfang, ,,Jaliwe Zebaoth” entspricht dazu
wdrtlieh dem -von V. 4, V. 8 rind V. 20.
Die
eben zu Text rind Aufbau mnseres Psalms gemachten Bemerkungen bedingen für lire
diese deutsche Ubersetzrmg:
~ I{irte Israels, merk auf,
der
du leitest wie sine Horde Joseph!
Der
du thronst über den Keruben, ersolieine
vor
Ephraixn mid
IBenjamin und
Manasse!
iBiet
auf deine
JCraft
rind
komm rims
zu Hillel
~ Jaliwe Zebaoth, wende miser
Gesehiek
rind
lad leuehten dein Antlitz rims zum Heil!
iali-we Zebaoth,
wie lange
rauchst du
helm
Gebet deines Volkes,
gibst
ihnen als Brat TrSne
mid
als Trank
Tr5nen in iFdlJe,
maclist
rims zum Zank für misers Naelibarn,
dali
nnsere Feinde ihron Spott
helical
~ Jahwe Zebaotli, wende miser Geschiek
mid
lad leucliten
dein Amtlitz uris
zum hell!
~
Eimen Weinstock hobst du aus ails l~igypten,
verjagtest Vdlker rind
pfianztest ibm elm.
Dn räumtest auf vor ibm,
rind Sr selilug Wnrzel
rind
fti]lte des Land.
~
IBedeekt warden die Bergs v-on seunem Sehatten
rind
von semen Zweigen die gottlichen Zedern.
~ Er streckte seine Ranken
his zum Meer
rind
bis znrrs Strom seine Seliolilimge.
~ Warum rissest dii em seine
Maiiern,
dali
ails des Weges Ziehenden ibm zerpfldckten,
14
ibm abnagte
der Eber erie dem
Walde
rind
das Gewimrnel des Feldes ibm abweidetc?
~ Jahwe Zebaoth, sei wieder gnSdig,
buck
herab vein Himmel rind schau
rind
nimm dich an dieses Weinstocks
16
rind schfitze, was gepfianzt
deine iReclite I
17
Die tim mit Feuer verbranmt, ihn ansgejätet,
v-or
deinem Schelten cohen sie vergehen!
16
Es schurme deine Hand den Mann deiner
Recliten,
den
Menschen, den du dir ertUehtigt,
19
dalI wir niclit von dir weiehen,
halt
rims am Leben, dali wir deinen Namen anrufen!
~ Jahwe Zebaoth, wende unser Gcschiek
rind
lad lenchten dciii Antlitz rims zmn Hell!
2
Welcier
Gattung dieser Psalm angehSxt, kann keinen Angenblick zweifelhaft cciii; ci
gehSrt sri den
Volks]dageiedern, wie man sic in ailerlei Notlagen
— Dürre,
Millwaclis, Heusclreckenplage, Pest, Kxieg rind dergleiclien —
an der Kultstdtte anstimmte, urn Jahwes
Barmlierzigkeit waclizurufen rind ibm star Abwendmag dcx Not zu bewegen. Aller
Walirscheinuichkeit nacli hangt rinser
Psalm, wie cc für die andcren Vo]ks]dagehieder lies Psalters anzirnelimen let,
tmmittelbar mit einer solelien BrilI- rind Betfeier zusammen, undem cx des bci
liar voxgctragene Gebet darstellt. Die hnirnexhin
ale mSglieh en crwllgende Annabme, dalI
ciii frommer Mann seine pexsonliclie Anteilnalime an dem scliweren Gcschick, des
seine Vo]ksgemeinscliaft betroffen hat, in dci Gestalt soleli eines bei Bull-
rind Bettagcn am Heiligtum gesungenen ILiedes sum Ausdrnck gebraclit hdtte,
liegt weniger italic. Solltc sic dennoeli zutreffen, so wiirde des an
der Notwendigkeit, unsexen Psalm dci Getting der Volksklage]ieder znzuordnen,
nichts llndexn.
So
eindeutig chili des literarische Genus rimseies Psalms bestimmen ltBt mad so
cclix die Kornmentare sri urn
in dieser Hunsidht ubereinstimmen, so
strittig let seine zeitliclie
Amsetztmg rind die genanere Bestimmimg dci historisehcn Veihllltnisse, in denen
er entstanden let. Alle her uberhaupt nux denkbaren Mogliehkeiten sind —
so henri man olme IJbertreibung sagen —in
diescr Hunsicht von den Kommentatoren erseliöpft. Da maser Psalm deutlicli
das cinheitliche Israel ale dci Vergangenheit angehorig betxachtet, ist dex
Ausgang des 10.Jahxliimdcrts v. Clix., die Reiclasteiimg, für ihn
dci terminus a quo, rind da, wie mit
Recht ailgcmcun angenonimen wird, naeh der Mitte des 2. Jabrhundexts v. Clix.
keunc Liedex in den damals cohen abgeschlossenen Psalter mclix aufgcnommen
worden slid, mull 150 v. Clix. ale scin terminus ad qucm gelten. Die zwisclicn
dicsen beiden Zeitpunlttdn liegenden sieben, edit Jabxhrinderte sind in dcx
Tat allc als Bntstehungszeit unseres Psalms in Ansprueh genommnen woxden. Des
meg chic kleune, inter dem Gesichtsprinkt, die Mannigfaltigkeit dcx hiex
mitschwingcndcn Problems mdg]iclist eundriick]ioh
hervortreten sin
lessen, getxoffene rind chxonologisch angeoxdnete Auswahl aus den -von
Kommentatoren des 19. rind 20.Jahx-hunderts für
tunseren Psalm vorgesehlagenen Ansetznngen
zeigen.
M.
I. am WETTI~ (1836) leitet, wiewohl cx die Mogliehkeit seiner Entstchung in
dcx 7lVlakkabllexzeit erwllgt, rinseren Psalm ebenso wie die Psalmen 74 rind 79
ens dem Ende des S. odex ens dem 7.Jabrhundert v. Clix. her, ale nach dem
Untcrgange des Nordstaates Israel Assrir-Babel rind Agypten Ansprüche ad die
Obeilierrsehaft über den allein llbriggebuiebencn Slldstaat Jude geltcnd
maeliten, in dicsem abex die Hoffnung ad dereunstigeWiedexlierstellrmg des
gceinten iRciehes lcbcndig gebllcben war. Epbxaim, Benjamin rind Manassc, die in
V. 3 genannt wexdcn, coHen nämlich des ganze Volk Isxael bezeiohnen, wobei
Benjamin den Slldstaat, IEphralin rind Manasse
abex den Nordstaat verireten.
— J.
OLSHAIJSEN (1853) sctzt den Psalm in liar Makkabderzeit an rind versteht liii
ale Ausdxuck dcx damals besondexs lebendigen Sehnsucht nach Wiedcxhcrsteilung
Gesamtisraels. 1st die Ubexgchung Judas erich befremcllich, so lällt sici
macli limit die Nennmag von Ephraim, Benjamin rind Manassc mV. 3 doeh als
duBexst sinnvoll verstehen; sic tmaschrcibcn nllmlicli des gcsamte Israel,
indern Ephrairn für den Norden, Benjamin für den Sllden rind Manasse für des
transjoxdanisclie Land steht. —FR.
BAuTHGEN (1892) lehnt die vein OLSHAUSEN
mad -von anderen vergenommene Hexleitung imscxcs Psalms ens der Makkabllexzeit
ab rind IllBt liii ,,wdbxend dcx Note des 5.Jahxhrinderts gediehtet sein ...
Jude wird varmntlich deswegen nicit
erwahnt, weil es selbst dcx Sprecliex ist. Es billet, Gott mOge sich an die
Spitze jener Stamme stelien, naehdem ci sie wiederiexgestellt hat, rind dem
bedxangten Bxudexstamun Jude sri Ililfe
koxnmen... Solange des Nordreich tatsachlioli existierte, ware sine solche Bittc
lid der zwaschen beiden Reiclien bestelicnden Rivalitdt sciwexlici ausgcspxoehcn
worden”. Elm weitcres Argument für
die Ansctzung des Psalms in naclicxilischer Zeit 1st lire dcx in V.5, V.8 rind
V. 20 vorliegcnde Gebranch desWortee nn~ als sines Eigennamems Gottes, lie
dicser Sprachgebiauch ,,mit Sichexhcit crst bei lien LXX rind in den
sibyllinischen Orakehn nachweisbax” sea.
Nach
B. Dunu (1899) 1st es ,,dem Dichter rim den Anscbliill dcx ehemaligen
Noidstamrne an Jude rind die Wiederarifrichtung der alten Herrlichkeit Zn......
Die IRückkchx dci Diaspoxe exschien vielen Juden ale eine dcx wiehtigsten
Vorbedingungen für das Wiedererstehen dcx alten Herrlicbkeit. iDes Gedielit ist
scliwerlicli vex dem 2.Jahrhmadext entstanden”. — H. KITTEL (1914) setzt den Psalm
nach dcx 586 v. Clix. gesciehenen ZerstOrnng Jerusalems mad dcx mit liar laud
in Hand gelienden Verlieermag des Landes Jnda an mad lllBt in ibm einen an die
lloffnung dci Herste]lung Epbraims anknuipfenden Sllngcr dci Bitte Ausdruck
geben, ,,Jaiwe mOge mit dem
hexgesteilten Efraim zusamrnen Jude wieder lieilcn”.
Wdhrend
die busier genamaten Exklllrer masexen Psalm rue se1listvcrst~nd-lici urn Sfldstaat
entstanden seun lessen, will H. GUTnnEL
(1926) liii ens darn Nordstaat oder
richtigcr: ens dem Bereici des ehemeligen Nordstaatcs hexgeleitct wissen: ,,Der
Psalm stammt, lie er für die Josepi-Stdmme mad Benjamin bctet, ens dem Norden,
rind lie ex gerade den letztexen zweimal erwllhnt, elicit ens discern ...
Per Psalm bleibt ale sin Lebenszeichen der
sich vOllig ale Israeiten fuhlendcn Bevolkerrmg des ehemaligen Nordxeiehs hOchst
liedentsam. [ Für
die Zeit dcc Gediclits ist nan der terminus a quo, dci IJntergang des Staates
722, anzugcben; cc wird von discern Exeignis scion ziemlieh weit abstehen. G-enauexe
Zeitensetzung, die vielfaci versucht worden 1st, lint hit Text keinen Anlialt.
Ad die makkalidisclie Drangsal, an die manehe Ncuere denken, fiihxt nicits. Im
Unterschiede besondexs -von ~T’ 74.79 1st cc llberhanpt nicht aus diem
bestimmten, einselncn Gesohehen hervor15 E[Mekit.
Xieine Schdften III
gegamgen, sondern setzt einen
lange deuernden Znstand voraus”. Piece in scmern Psalrncn-Kommentax
ansgesproeliene Anffessung hat GmaKEL sieben Jakre spätex, 1933, in seiner
Einleitung in die Psalmen S. 13Sf. wiedexliolt. Pa bemerkU cx närn]ich nach dcx
Feststellring, dalI ,,die nrc ire Psalter ülierlieferten Votksklageiedcr well
slmt]idi dem nachexi]isclien Zeitalter angehOren”, zu Psalm 80, cx xllbre ,,ans
dem Gebiete dcx chernaligen Nerdstämme” her. —
Tm Gegensatz sri
GUNKEL mad in ansdxücklichex Anseinaridersetzung
mit urn leitet
En. KONm (1927) mccxci Psalm freilicli wicder aus dem Südstaat Jude her, aber
er lierllbrt dcli mit (]-UNKEL doch darun,
daB er den Psalm duxcli die Notlage des Norclstaates veranlallt scm lällt:
,,Pie eigenartige Bezieliung
dieses (}edichts auf Ephraim
new. begriindet des Urteil, daB dcx Diclitcr ad sine Katastroplie des
KOnigreiclis Samaria huickte. Dcnkt man netürlicli sofort an den
Einmarseli der Assyrer mater Pin in Israels Gebiet (2. K. 15, 19), so weist
dared audi cohen die in dcx LXX gegebene lierschxift ,betreffs des Assyrers~ in.
lcli welB scion niclit, wart.m GUNKEL 1926,
353 sagt: ,Fiix die Zeit des Gedichtes 1st nan dcx terminus a quo, dcx
Untergang des Steates 722, anzugeben’, den es wird dccli ad den KOnig des
Staates in iSa iimgelilickt mad gebeten, die Sprechenden am Lelien zu lessen
(19b). Absr vollends gar von so vielen deutlichen Momenten dieses Psalms
abzusehen rind ihn von Judas Lags macli 586 sprechen sri lessen (NowAcuc, KITTEn),
1st die Verkebrung dcx ricitigen Methods dcx Quellenbenntznng. Die Bedxangnis
dcx nOrdlichen Stamrnc Isracls war sslbstverständlich arid für die Patriotcn
in Jude ein Gegenstand dcx Trauer mad des fiixbittenden Geliets”.
Darn,
dalI cx sicli unseren Psalm lurch sine Notlage
des Nordrcidies ycranlallt denkt, aber ilm dennoch in. Sfldstaat entstanden
sein lSlIt, lierllhxrt sich Iktcs SCHMIDT (1934) mit dcx soelien voxgefiilrrten
Auffassung ED. KOr’uns. Nan mOcite HANS SCHMIDT den Psalm etwa 100 Jahre
frillier angesetzt wisscn, mad für seine Herleitamg ens Jude cmli ihm niclit,
wie für KöNIG, politisclie, sondern knltisclie Erwagungen mallgebend.
Angesiclits dcx am Tags liegenden Tatsaclie, daB die NOte, von denen die Reds
let, die Nordgane gctroffen iaben, rnOchte cx nämllich an sine Zeit denken,
,,in dcx man audi in Jerusalem wegen dcx G-efabrdmag rind Widexstandsmafahigkeit
des Nordreidhes in Angst war. Die lange Zeit dcx Aramaexkxiege, in denen Jude
dem Noxdxcidie zcitweilig geradezu Hceresfolge geleistet hat (vgl. z. B.
1. Beg 22, 29), ware lie sri nennen. Dazu würde es passcn, daB in dcx Scilnllstrophe
(18) von emem emzelnen Fllhrer, ,dem Mann Deiner Reditcn’, ,dem ]VLenschenkind,
des Pu Dir ansgexllstet’, gesprocien wird. Des ist sdhwerlicli ailegorisdli
vein Vol gemeint, sondern von einem dcx uberragenden attci llber lies Südxeich
gcbietenden israelltischen KOnige, wie cc s. B. Ahab gewesen sein mull,
sri dcx Zeit, ale dcx Kong von Jude ihrn
Heeresfolge leistete”. Wenn ILxs SCHMIDT trots dcx Beziehimg dcx von rinserem
Psalm beklagten Not ad die Bcdrangung des Nordstaates lurch die Aramäer rind
trots der
Deutmrig des in Gottes
besonderem Sdliutz stelienden Marines, dcx in jim genamat wird, ad KOalg Ahab
fragt, ob des Gebet niclit in Jude, in Jerusa1cm zu lance cci, rind dices
Frage zu bej alien geneigt ist, so hat las diesen Grtmd: ,,Die Bezcichnung des
Gottes: ,der Pu ad den Keruben thronst’ (2), die Bitte, daB dieser Gott ,adleuchten’
mOge (4 u. Ofter), liaben lire Helmet allexWalirseheinlichkeit ned ire Tempel in
Jerusalem, wo dcx Kerubenthron Jaliwes stand (vgl. 99, 1). Mit der
Lade (vgl. 1. Sam 4, 4; 2. Sam 6, 2) scheint dieses malende Attxibut erst
infolgc ihxes Standortes enter den Flugeln der Kernbe verbnnden worden zu son”.
A. WEISER
(1950) sclihielllici sthnmt hinsichtlicli
der zeitlicien mad dcx Ortlicien Ansetzung irnsexec Psalms ire wesentlidien mit
ED. KONIG übercin, hilt in nämlich dc
diccer lurch die 2. KOn 15, 19 erwähntc Invasion Icr Assyrer in des Nordreici
veranlallt rind bei slier Kultfeicr irn Tcmpel sri Jerusalem vex Gott gebracht
sein:
,,Der Psalm 1st sin
Volks]dageied, des in gemeunsamer Kultfeier am Zentralieiligtum des Stämrnsverbands
vorgetragen wuxde. IDa die
Ralielstamme Josef (Efraim-Manasse) am1 Benjamin genamat werden, so koroimt
weld mr die Zeit vor 1cm Untergang des
Nordreidlis für die Entsteliung in Frage, rind die IThexschrift
in (13, die den Psalm mit
der Invasion dcx Assyxer in Verbindung
bringt, verdient Beadlitung (vgl. 2. Kon 15, 19) ...
Scion die Tetsadlie, daB des Ungluck, des
einen Tell dcxl Sttmnae getroffen, ale gemeinsame Not empfunden wird, die ails
sonstigen Gegensatze vergecsen laBt mud des Bundesvolk vor Gott vexeinigt, 1st
bemerkenswert; sic setzt j cisc
Bewulltsein SinS]2 einieitliehen
Verantwoxtamg dcx Stämme voxaus, des seine Wurzel in den gOttlicien Fubrumgen
dcx Geschiolite mad ihrer gemeinsarn gepflegten Tradition hat, die 1cm
alttestamsntlielien Gottcsvo]k ne gems
verlorengcgangen ist”.
Wie
die eben gegebsne tYbersiclit über die zeitliche Ansstzung nriseres Psalms
zeigU, werden von den Komrnentatoren in dcx Tat ails zwischen den. 9. rind dem
2. Jahrliundext v. Cb. liegenden MOglichkeiten erwogcn, während ale seIne
Helmet mit Ausnahrne von H. GUNKEL, Icr ibm dcx BevOlkerung des ciemaligen
Noxdstaates, gcnaucr: dcc benjaminitisdien Stamrngebietes, zuschreibt, ganz
ailgemein Jude in Ansprudli genomrnen, label freilioh seine besonders singe
Beziehmng sri lena Noxdstaat oder dem Bexeici des eliemaligen Nordstaates
nicit verkanmt wird. Diese Tatseche laBt dcli ja auch gar micht überseien. Die
Erwahnmmg von Israel mad Joseph in V. 2, von Ephraim rind Benjamin rind Menaces
in V. 3 erzwingen geradczu ihre Anerkenmung. Es fragt sidli nan, ob mit
1cm Zugestandnis, dalI sin in Jude
entstandener Psalm unsbesonclere 1cm Gesc]iick cisc Nordstaetcs Israel zugewandt
let, 1cm Tatbestand Genüge getan wird oder nicht viclmelir unsex Psalm, wie
GTJNKEL cc getan let, ens dern Norden
iergcleitet werdsn mull.
Wic
die vorangegangenen Ausfiilinmgen gezeigt haben, haben bei der Bestimmmag von
Zeit mmd Helmet macares Psalms audi die in ibm vorkommenden Pradizierringen
Gottes als ,,Zebaoth” mad ,,Kcrubentbroncx” sine nidlit rinwidlitige Rolls
gespielt. BAETHCEN glaubte
aus dern, wie cx
meinte, in V. 5. 8. 20 vorliegenden Gebranch von m~ als eincm Eigennamen Gottcs
mit Sicherlieit die nadliexi]iscie Entstelimag des Psalms folgexn zri können,
mmd H~rcs SCHMIDT flirt
die vexmeuntlicie Tatsache, daB die Pradiziertrng Jeliwes als ,,Kerubenthroner”
ire Ternpel sri Jerusalem belieimatet cci, aLe
Argument für seine Heileitmig ens Jude ins Fell. Für die zeitlidhe rind örtBelie
Ansetzmag von Psalm 80 wexden weiter die in V. 18 vorkommenden Wendungen ,,Der
Mann deiner Redliten” rind ,,Der lVlenscli, den In dir cxtuchtigt”
euegewextet, freilich — lurch
lire Vielleutigkeit bedungt — in
cclix vexschiedener Weiss. lWabrend, wis die muter 2 gegebene Ubexsiclt erkennen
l~J3t, ED. Koare (1927) rind HANS SCRMJDT
(1934) in dcii von Gott gcschlltzten rind
extuchtigten Mamas sin Individrium, nämlich den Koing des Nerdsteatcs selen,
möchten endere, etwa M. L. rim WETTIE
(1836) rind A. WEIESCH (1950) iii
koilektivistisch ad Israel flbexliaupt oder Benjamin insbesondere lenten mad
noch andere, mis W. STAERK (1911)
in dcx Bezeichmung ,,eme rnessianisdlie Anspielring” lInden. Man sieht: die in
Icr Anxede an Gott gebxaudliten Wortgxrippen ,,Der Mama deiner Rechten” rind
,,Der Mencdli, den du dix extuehtigt” slid so schiliennd, daB man sic id 1cm Versuch, nuiseren Psalm ned
Zeit mid Ort genauer Sri bestimsnen,
keinesfalls sum Grundlage nehmen, sondenn die hSchstens nacli Gewinnmng sines ad
ends-rem Wcge gefrindenen Urteils dared him prüfen daxf, ob sic zu discern
Urteil passen odex nicht. Abex dcx unzulassigen Belaetnng lox beiden in V. 18
steliendenWortgmuppen bedarf cc erich gax incit. Vie]mchr liefenn die beiden
zuerst exwäbnten Arguments — Nennung
von Israel rind Joseph, von Ephraim md Benjamin rind Menaces einerseits mmd die
nachdxiickliche Verwendung des GottespiAdikates ,,Jaliwe Zebaoth” anderceits —
arm, mis cs sdlieint, sri sicherex
Bestimmung von Zeit rind Helmet macsines Psalms vo]lig ausreidliendcc
Fmadament.
DaB
die Nennuiag von Israel rind Joseph, von Eplh2raim mad Benjamin mad Menesse sin
deutlicies Zeichen für die Bezugnalime unseres Psalms ad Nordisxael darstellt,
1st allgemein anerkannt. Nut wird, mis wir salem, diess Tatsacie gewolmlich des
näiexen dam ausgedeutet, daB her die in Jude an dcx Bedxohmag des Nordstaates
hit 9. dcx iii 8. Jahrlimadert odex an seinem lurch die Katastxople von 722 v.
Chin. hsxbeigeflihrten Untergang empfundens Teilnehme mm Ausclxuck komine.
ALex die nadlistliegende Annahme jet loch well die, daB des in dcii Kehrvexs 4
voxkomrnende ,,Wir” oder ,,Uns” — ,,Jahwe
Zebaoth, wends maser Geschick / mad
laB leuciten dcii Antlitz mas sum Hell!” —
gexade die Stänaine meint, vex denen
hulfreioli zu ersoheinen ,,dcx hint Israe]s, dcx mis sine Herds Joseph leitet,
Icr Kerubenthroner” in V. 2—3 sosben ermabnt war, also die mittelpalästiniselien
Stämrne
Epbraim mid Benjamin mad
Manasse. Diece sind cc, die celbst urn Abwendung let über sic
liexcingsbrodliencn Not beten, nicht etwa sin anderex Toil Ocsemtisxacls, dex an
lhxern Schicksal innigen Anteil nimmt. Dan mull abcr für den Psalm cue
Situation gesudlit wexden; in Icr eben dieser Teil Icraels ems selbstürdige, in
sich gesehlossene Gxölle darstellte rind ale solcle sich in
schliinmer Not isthmI. In 1cm dutch las
Jahr dcx Rsidlistdilmag, 933, emexseits mad die Mitte des 2. Jahrhmadsrts v. Cix.
anderseits begrenzten Zeitraum, dex, mie wit sahen, her ailein in Betradlit
kommt, hat cc nut eine Epoche gegeben, in dcx die mittslpalastinisdlien
Stämme sin selbstandiges politisdlies Gebilde waxen mmd dci ale solcies in
elmer verzweifeltsn Lags salem, des Jahrzehnt zwisdhen 732 mad 722 v.
Chr., also zwisclen dcx ALtrennmig Ga]ilãas,
des Ostj ordanlandes md des Kiistenstreifens am Mittelmccx von Israel mad
ihrer IEingliederung in las assyxisdhe Provinzialsystem
dutch Tiglat-Pilesex 732 einerseits’ mad dcx Annexion des so gescliaffenen
Rurnpfstaates dutch Sargon 722 v. Cit. anderseits. Damals mad damals allein war
dieser Reststaat Tr~ger dcx nordisxaeitisclen Tradition mad dcx, wie ire
benaciberten Jude, so auch 11cr lebendigen Sehnsricht macli dcx Wiedexkehr des
cinst von David gescheffenen mad von Salerno wenigstens dcx Hauptsadlie mach
gewahxten Gesamtreioles, mis sic in V. 9—16 sri
cxgreifendem Aiisdruck kommt. Sucht
man in 1cm von Isracls rind Judas Geschick exzThlenden Konigsbuoli mach einex
sum Situation unsexcs Psalms passenden Mitteilung, so let niclit mit En. KöMEG,
lessen hicrhex gehorige Aucfuihmungen ire ubrigen beachtenswert sind, 2. Kön
15, 19 ,,Es kern Phd, dex Ködg von Assur, übcr des Land, mad Menahem gab
dernPhul 1000 Silbertalente” zu nenmcn, sondern 15, 29, we cc hcillt: ,,In
den Tagen Pekadlis, des Konigs von Israel, kern Tiglet-Pilcsex, der Kdnig von
Assur, rind maim Ijon, Abel-Betl-Maadha, Janoal, Kedes, Hazer, Gilead mmd
Galili~a, las gauze Land Naphtali mad deportierte die mach Assur”.
Zn
Icr 11cr für maseren Psalm
angenomrmenen Situation peBt die Tatsaohe,
daB dcx Omit, an den sidli las leidcnsdheftlidlie Gebet tim Abwendimg dcx Not
richtet, nachdrüe]dich als ,,Jehwe Zebaoth, des Kexuben-Thronex” prddiziert
wird. Penn discs Prddizierung haftet, wis
an anderer Stelle gezeigU woxden 1st 2, genz
mmd gain nieht ani Jexusalemisdlien Tempel, sondern hat ire Helmet in Silo mad
1st scIon in Icxaels vorstaatlioher Zeit sine be-senders stark mit
nationel-teigiOsem Gehalt geladene Gottesbezeichnung gewesen, die den so
benannten Gott ale Wahxex von Israels Stdrke rind Freileit mad als Verdcrber
seiner Feinle kenntlidli macits rind eben darum saint der Knltstätte dieses
Gottes, Silo, den Piullistern, den damaligsn Erbfeinden Icxaels, so vexhallt
war. Mit Icr Einholung dcx Lade in las zu seinex Haupt1
Vg]. ALT,
Jesaja 8, 23—9, 6. Befreiungsnacht mmd
KrSnungstag (Feetschxift Alfred
Berth oiet p1950] S. 29—49) mmd die dort
angegebene Literatur.
2
Vgl. EISSFSLDT,
Jahwe Zebaoth
(Miscellanea Academica Bero]inensia II 2
[1950]
S. 128—150 [= K1.
Sehr. III, S. 103—123]).
stadt gemadlite Jerusalem hat
deem etwa sin halbes Jehrhmadert macli des ZerstOrung des Heiigtrims von Silo
dutch die Phi]istcr David den Kult des Jahwe Zebaoth, des Ksrubcn-Throncrs, in
Jerusalem eingefiilirt mmd dutch des so bekmmdets Bekcnntnis zu diesem
anfWahrung dex Elite, Starke mad Unabhdngigkeit Teraels bedadlitcn Gott seiner
ad Sdhaffung mad Erhaltung eines israeitischen GroBreiches ausgeridliteten
Politik sin festes xeigios~ kdtisches Fundament gegeben ~.
ALex las brauclt keincswcgc sri
bedcuten, daB ire Norden dieses
Geserntreiches mad — nadh
lessen Zsxfall in zwci Staeten — ire
Nordstaat die Verebrung des so gearteten Jaliwe Zebaoti vexnechldssigt wordsn
ware. Des wdre an sich gems rinweirscheinuich, mmd die Tatcache,
dell Elia den 0-ott, für den cx eifert,
eben ,,Jahwe Zebaoth” benennt 2, beweist
gexadezri das G-sgentsil. So wird audli die in den. die scm Jahre zwisdhen 732
mmd 722 v. Chin. bestehendsn Rumpfstaat Ephraim lebendig geblicbene rind lies
mater dcii futdhtberen Drrick, dcx ad ibm lastete, gewill besonders bxennend
gewordene Se]insucht mach Wiedcxerlangung dcx verlorsnen GröIle, Selbständigkeit
rind Macht dcli gerade an diesen Jaliwe Zebaoth geklanitmert laben, dcx in let
Vergengenheit Israel so machtvoll gegen seine Feinde beigestanden latin.
Es
bleibt mccli die Frege sri beantworten,
ob sidli die Herleitmag tmseres Psalms ens dem ephraimitiscien Rumpfstaat des
Jahrzehnts zwischen 732 rind 722 v.Chr.
mit elmer einleuchtenden Erkldrtmg dcx V. 18 in des Anrede an Gott voxkommendem
Wendmagen ,,Psx Man deiner Eechten”, ,,Der Mensch, den In dir ertuchtigt” vereinigen
läBt. Nun ist von den beiden dcli ale die
maclisten MOglichkeiten anbietenden Erldaximgen diescrWendmngcn, dcx
koliektivistischen rind det individualistisdhen, die letztsre
elms Zwcifel
die gegebene. Nadhdem Israel vorher in V.
9—17 muter den. breit ausgefubrten Bills sines Weingartsns dargestellt war,
let cc selir imwabrschsinuich, dell cc jctzt ale der Mann des Redliten Gottes
mad als dcx Menscl, den 0-ott sich srtuchtigt,
eingefulirt werden so]lte. Von dcx bei dcx individualistischen Erkldrung aber
zn erwdgenden Alternative, ob an sine 0-rOlls dcx Zukunft, also an den ,,Mccsias”,
odes an sine Gestalt der damaligen Gegsnwart, also den KOlmg odex sonst einen
poiticolicn Führer, sri denken
cci, verdient angesichts der sonst sri beobadlitendcn
Gegcnwartsndle unsexes Psalms die letztere MOglichkeit entschielen den Vorzrig.
Es mull also sine damals lebende Binzelperson geweeen sein, an die sidli die
Hoffnmag ad Abwendmag dcx ad 1cm Vole lastenden Not geldammert hat. IDe licgt
dcx Gedanke an den Kong null erordentlicl male, wie hess Erkldrung der beiden in
V. 18 gebxaudliten Wendmagen ja den erich wiederholt vertreten warden ict. DaB,
wcnn an einen KOnig sri denken
ist, cc sidh abex nut rim einen israclltisdhsn, Indht etwa einen jud6isdlicn
Kong heinlein ken, versteht slob mach den vorangegangensn Ausfulirungen
genz von selbst. Des bederitet zugleich, daB nut
‘Vgl.
WsLon, Kings and
Prophets of Israel, ed. by POITEOUS [1952]
8. 87f.
2
1.J_Ldn 18, 15.
been in Betxadht kommt, let
732 v. Clix. von Tiglat-Pileser als Konig übsr den Rmmpfstaat Ephinaim
eingesetzt wutde, aber edit Jahte spates lessen Nachfolger ad dcii ascyrischsn
KOnigsthton, Sa]manassar V., den 0-eliot-earn adsegte rind deswsgen von ibm mit
Kxieg uberzogen writhe.
Dieser
Vorschlag wind ad den ersten Blick ale auffallig, ja ale gems rimmoglich
erscheinen. Des KOnigsbuch beurteilt ja ails Konige des Noxdstaates als 0-ott
rnillfallig, rind her in macstem Psalm sollte sines von linen, Ilosea, anerkanmt
md gain ale Man dcx Rcclten Gottes rind ale Mensch, den 0-ott sidh ertiidhtigt,
bezeichnet worden seinl ALex — von
dcx Tatsaohs, daB jene Urteile ja erst ens elmer Zeit stammen, die huindert
Jehre jümger let ale des für maseren Psalm angenommens Datum,
ganz abgesehen —
has KOnigsbudh selbst sdhränkt geradc rind
nut bsi Rosen scm abspredliendes Urteil übex lie KOnige des Nordstaates in
anffalliges Weiss sin, indem cc 2.KOn 17, 2 feststellt: ,,Und cx tat has, was in
Jahwes Augen bOse war, loch dolt mis die KOnige Isxaels, die vet 11mm gcwesen
waxen”. Discs Einschrtnkung kann sidli nut so erkldren, dell 1cm
deuteronomistisdlien Vesfasser des KOnigsbudhes übes den KOnig Rosen
Nadlinichten zur Verfügung gestanden liaben, die Giinstigcs übcr ilin
aussagten. Pa nun für las deuteronomistisdhs Urteil mimer has kuitiscle
Verhalten des betreffenden Konigs mallgebend ist, wcrden erich j
ens Nacbtichten uber Rosen sioh ad
kultisdlie Dinge bezogen, also etwa las zn Inhalt gehabt haben, daB Rosen sidli
für die Wahrttng des Jahwe-Kriltes gegenüber einer discern
dxoliendenBceintrhcltigungeingesetzt labs. Bei dcx flit
die Antlke überhaupt mad für Isxecls
Geschichte insbesenders’ selbstverstdndlidlien engen Vsrbumdemheit von
mational-politischen Bcstrebungen mad religiOs-kmltisdhen Mallnalimen lisgt die
Vexmritung aullexordentlicl nahe, dali die 2.KOn 17, 4 beridhtets Auflelimung
bosses gegen ssinen assyrischen Oberlertn zuglsich sins Ablehnumg ibm zngsmutstsr
Zugestdndnisse an den essyrischen Kultus rind des Eintreten für den
angestammten Jahwe-Kultus bedcutet hat. Darn, dali slob an has in V. 18 macsines
Psalms eusgespxochene Gebet urn Besclfltzmag des Mannes des Reciten Gottes, des
Mensdhen, den 0-ott sidh ertuehtigt let, in V. 19 gleieh ansdiliellt: ,,dell win
nidht von dir weidhen,/ eslielt mac am Leben, daB win delncn Narnen anrden!”,
daxf man gcradezu dine Besthtigimg dcx Annahme, losses politische Arifle]mung
sei zugleidh sin Eintscten flit den Jahwe-KuJtus gewcscn, erblicken: die
MOglichkcit, Jaliwe treu sri bleiben,
hdngt an Roseas Person. Mit urn wiixde die
Jahwe-Religion ilhren Halt verliercn rind des Zwang, anderen GOttcrn sri
dienen, umarisweidhbex scm2.
1
Vgl. den etwa 734 v. Chr.
gemaohten IRuldigtmgsbesucli des judSisoheri Konigs Ahas bei Tiglat-Pilcscr in
Damaskus mmd seine -~
offenbar ale Zugestandnis an den assyrisehen
Kult an veretehende — Anordnung,
den bisher im Tempel zu Jerusalem bsnutzten Opfcraltar duxch cinen neuen zu
ersetzen, mid dazu KuAmino, The Immanuel Prophecy (J]3L 50 [1931] S. 277—297),
S. 279f.
Wenn
PnocKscn, Jesaja I [19301 8.851.353 mit
seiner Lnnahme, J55 28,1—4 stdlltcn
So
stimmen, mis cc sohcint, ails uneerem Psalm für seine Entstehmagszeit mad seine
Helmet zu entnebmenden Arguments dam überein,
dalI cx in des kutzen Spanne zwisolen 732 rind 722 v. Clix. entstanden 1st,
generics: in den drei, vies Jahren, die zwischen bosses
Auflehnung gegen die Assyrer mid seinex
Verhaftmag lurch sic liegen, also ctwa zwisclen 727 rind 724 v. Clix.
eine etwa 727 v. Chr. ausgesprochene
Verurteilung der von Hosea gegen Assrix
entfachten Aufstandsbewegnng dar, im Rechte
scm sollte, hätte Jesaja an Hosea sine andere Stellung
eingenommen als miser Psalm. Anderseits
ware wenigsteiu sir erw5gen, oh J55 10,
16—23,
das sich (vgl. BUDDS, Uber die Scliranken, die Jesajas
proplictischer Botschaft zu setzen sind
[ZAW 41 (1923) S. 154—203], 8. 194)
von Hairs
airs ]reinesfalls gegen Asses, sondern
gegen Israel cider Juda richtct, niclit
ale Androhung des Strafc Jahwes daftir aufzufaesen
ist, dad die Bcva]kerung des Rum2fstaates Ephrahn ibrrem KSnig Hcsea bei seinem Berntihen, dirr~h
Abschtttelung des assyrisehen Joshes
die Reinlreit des Jahwe-Kultes zu walrren,
die Gefolgschaft versagt hat end sich weiterhin ,,auf den stdtzen
will, der cc schlagt” (V. 20), also auf Asses.